Techniker im Öffentlich Dienst (2015)

Text von Dr. Schmirl, München, im Mai 2015

 

Das Berufsbild des Technikers im Öffentlichen Dienst

Berufliche und kommunale Laufbahnentwicklung sowie Rekrutierungspotentiale beim staatl. gepr. Techniker als wichtigem arbeitsorganisatorischen Bindeglied

 

Das Institut für sozialwissenschaftliche Forschung – ISF München e.V. untersucht im Rahmen einer von der Hans-Böckler-Stiftung bewilligten explorativen Kurzstudie die Einsatzfelder, Berufsbilder, besonderen Arbeitsbedingungen sowie die Rekrutierungsbesonderheiten von Technikern im Öffentlichen Dienst.

Technikerpositionen im Öffentlichen Dienst zeichnen sich typischerweise in vielfältiger Hinsicht durch eine zentrale Bindegliedfunktion aus: Zwischen den im Öffentlichen Dienst tätigen Ingenieuren und Planern sowie Entscheidern einerseits und den ausführenden Arbeits- und Fachkräften andererseits, zwischen den planenden Beamten und Institutionen des Öffentlichen Dienstes einerseits und den Bürgern bzw. Kunden andererseits und schließlich zwischen den unterschiedlichen Fachabteilungen des Öffentlichen Dienstes auf Bundes-, Länder- und vor allem Kommunalebene.

Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels droht im Zuge der mit dem Begriff MINT-Lücke bezeichneten, abnehmenden bzw. unzureichenden Ausbildungsbereitschaft junger Schulabgänger in den naturwissenschaftlich-technischen Berufsausbildungsgängen auf Ingenieurs-, Techniker- und Fachkräfteniveau im Öffentlichen Dienst eine in der Konkurrenz mit der (tendenziell höher gratifizierenden) freien Wirtschaft verschärfte Rekrutierungslücke im Hinblick auf Fachkräfte mit entsprechender Ausbildung.

Sowohl die Technikerausbildung, als auch die Aufgabengebiete, Verantwortungsbereiche und wirtschaftlichen Einsatzgebiete im Allgemeinen sowie die Einsatzfelder im Öffentlichen Dienst im Besonderen sind vergleichsweise heterogen, unbestimmt und definitionsoffen. Sie überlappen sich vielfältig mit Ingenieuren nach oben und Facharbeitern nach unten. Vor diesem Hintergrund liegen Anzeichen dafür vor, dass Techniker - über ihre Bindegliedfunktion hinaus - zunehmend und zusätzlich auch die Aufgaben der formell höher qualifizierten (und gratifizierten) Qualifikationsebene 

übernehmen, ohne möglicherweise selbst die adäquate Anerkennung und Entlohnung zu erfahren.

Gerade im Öffentlichen Dienst kommen Techniker auf allen Ebenen des Bundes, der Länder und Kommunen zum Einsatz. Während im Rahmen bekannter Forschungsuntersuchungen bislang - teils von der HBS geförderte - Forschungsergebnisse zu Bautechnikern oder Maschinenbau- und Elektrotechnikern vorliegen, steht eine Bestandsaufnahme für den Öffentlichen Dienst noch aus. Derzeit bestünde seitens der Techniker vertretende Gewerkschaften - die IG BAU und verdi - aber auch durch die verbandliche freiwillige Interessenvertretung - den Verein der Techniker (VdT) - eine Interessenkongruenz, sich einen genaueren Einblick in die Tätigkeitsfelder und Überblick über die Arbeitsbedingungen von Technikern im Öffentlichen Dienst zu verschaffen.

Die Kurzstudie wird sich im Rahmen einer Methode der qualitativen Sozial- und Arbeitsforschung folgenden Fragestellungen und Themenfeldern widmen:

         1 Die Rekrutierungssituation bei der Einstellung von Technikern im Öffentlichen Dienst,

  1. Eene exemplarische Bestandsaufnahme ausgewählter Einsatzfelder von Technikern,
  2. Tätigkeits-, Aufgaben- und Kompetenzprofile ausgewählter Techniker im Öffentlichen Dienst und deren Vergleich über verschiedene Einsatzfelder hinweg,
  3. Arbeitsbedingungen und arbeitsorganisatorische Einbindung von Technikern,
  4. Kooperationserfordernisse und Konfliktsituationen aufgrund ihrer Bindegliedfunktion,
  5. Personalpolitische Maßnahmen zur Bindung und Integration von Technikern.

Das methodische Forschungsdesign sieht vor, acht verschiedene Technikerberufe im Öffentlichen Dienst herauszugreifen, um deren Unterschiede sowie Rekrutierungslage nachzuzeichnen, und für einen ersten Vergleich vier Duplikate aus dem gleichen kommunalen Erhebungs- und Einsatzfeld zu denselben Fragestellungen in frageleitfadengestützten Einzelinterviews mit je circa 2 Stunden Dauer zu interviewen. Konkret ist dabei z.B. an

-Forsttechniker

- Gebäudesystemtechniker

-Lebensmittelüberwachungstechniker

-Kläranlagentechniker

-Umweltschutztechniker

-Medizintechniker im Krankenhaus

-Elektro- oder Maschinentechniker in der Bundeswehr

-Kfz-Techniker bei der Polizei

- Landwirtschaftstechniker gedacht.

Ergänzend werden etwa drei Interviews mit im selben Bereich tätigen Personalverantwortlichen geführt.

Die Kurzstudie wird vom 1. Juni 2015 bis zum 28. Februar 2016 durchgeführt. Es ist beabsichtigt, die Kurzstudie im Frühjahr 2016 durch eine veröffentlichte Ergebnisdarstellung abzuschließen.

 

Ansprechpartner:

Dr. Klaus Schmierl

Institut für Sozialwissenschaftliche Forschung e.V., ISF München

Jakob-Klar-Str. 9

80796 München