Bautechnikerstudie 2014

Gerhard Syben

Beruf und Ausbildung von Bautechnikern und Bautechnikerinnen

Bautechniker und Bautechnikerinnen waren bisher nicht Gegenstand von systematischen Untersuchungen. Diese Lücke ist mit einer Studie über Ausbildung und Beruf von Bautechnikern und Bautechnikerinnen geschlossen worden, die kürzlich vorgelegt worden ist. Die Studie wurde vom BAQ Forschungsinstitut für Beschäftigung, Arbeit, Qualifikation, Bremen, Prof. Dr. Gerhard Syben, durchgeführt und von der Hans-Böckler-Stiftung finanziert. Sie wurde außerdem gefördert und unterstützt von der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt. Mit Teilen der Untersuchung waren Carmen Giese von der TÜV Rheinland Akademie und Birgit Wählisch von Ergolog (beide Berlin) beauftragt. Peter Schühly vom Verein der Techniker e.V. hat die Studie ebenfalls mit wertvollen Hinweisen unterstützt.

Für die Studie wurden die vorhandenen statistischen Daten ausgewertet, Expertengespräche mit Vertretern von Verbänden und Branchenorganisationen geführt und einige Betriebsfallstudien durchgeführt. Zudem wurde eine Übersicht über die Ausbildungsstätten erstellt und an einem Beispielsfall eine Analyse des Curriculums sowie eine Untersuchung der sozio-professionellen Herkunft von Studierenden eines Bautechnikerstudiums vorgenommen. Die geplante Analyse des Verbleibs von Absolventen und Absolventinnen eines Bautechnikerstudiums führte nicht zu verwertbaren Ergebnissen.

Die wichtigsten Informationen über Ausbildung und Beruf der Bautechniker und Bautechnikerinnen sind die folgenden.

Bautechniker und Bautechnikerinnen: weitgehend unbekannt, aber wer sie kennt, schätzt sie hoch

Die Studie hat vor allem gezeigt, dass Techniker und Technikerinnen im Bauwesen weitgehend unbekannt sind. Über ihre Ausbildung, ihr Kompetenzprofil und ihre Bildungsbedürfnisse gibt es selbst bei Institutionen, die Bautechniker beschäftigen, weder breite noch systematische Kenntnisse. Dies steht im Widerspruch zur anerkannten und zunehmenden Bedeutung der Bautechniker und Bautechnikerinnen. Die Untersuchung zeigt weiterhin, dass Bautechniker und Bautechnikerinnen dort, wo sie eingesetzt werden, wegen ihrer Kombination aus Fachwissen und beruflicher Erfahrung eine hohe Wertschätzung erfahren. 

Wieder Zunahme der Beschäftigung von Bautechnikern und Bautechnikerinnen, aber allmähliche Alterung

Die Zahl der beschäftigten Bautechniker und Bautechnikerinnen scheint in jüngster Zeit wieder zu wachsen, nachdem sie bis 2007 stark zurückgegangen war. Nach den verfügbare statistischen Daten sind die wichtigsten Einsatzfelder von Bautechnikern und Bautechnikerinnen der Dienstleistungsbereich (insgesamt knapp die Hälfte, davon jeweils etwa ein Drittel in Ingenieurbüros und im Öffentlichen Dienst) sowie das Baugewerbe (ein gutes Drittel). Auch die Zahl der Absolventinnen und Absolventen einer Bautechnikerausbildung hat zugenommen. Dennoch zeigt die Entwicklung der Altersstruktur, dass die Jahrgänge über 50 allmählich relativ wachsen, während die jüngeren Jahrgänge weniger werden.

Eine praxisnahe qualifizierte Ausbildung …

Ihre beruflichen Kompetenzen eröffnen Bautechnikern und Bautechnikerinnen eine Reihe von beruflichen Einsatzgebieten. In einigen Fällen sind sie mit den gleichen beruflichen Funktionen betraut, wie Ingenieure und Ingenieurinnen mit einem Hochschulabschluss. Ihre maßgebliche Kompetenz liegt im Praxisbezug. Der Vergleich der Ausbildungswege von Bautechnikern und Bautechnikerinnen auf der einen und Absolventen und Absolventinnen eines Bachelor-Studiengangs auf der anderen Seite konnte der für diese Studie zwar nur als Curriculumvergleich und nur für zwei Ausbildungseinrichtungen vorgenommen werden, was nur ein erstes Schlaglicht auf die Realität der Ausbildung werfen kann. Es zeigt sich aber, dass – jedenfalls was die vorgeschriebenen Stunden angeht – Bautechniker und Bautechnikerinnen ein deutliches Plus bei den praxisbezogenen Fächern haben. Außerdem haben mindestens zwei Drittel vor der Aufnahme des Technikerstudiums eine Berufsausbildung abgeschlossen. Bemerkenswert ist aber auch, dass mehr als Viertel das Technikerstudium mit einer Hochschulzugangsberechtigung aufgenommen hat; als Erläuterung aber wurde in den meisten Fällen angegeben, dass eine Ingenieurausbildung als „zu theoretisch“ eingeschätzt und deshalb der Weg über die Technikerausbildung vorgezogen wurde. Nicht wenige Bautechniker und Bautechnikerinnen, die für diese Studie befragt wurden, sahen in der Technikerausbildung aber auch eine Grundlage für eine weiterführende Ausbildung an einer Hochschule, einige hatten sogar klar das Ziel „Master“ vor Augen. 

eröffnet breite berufliche Einsatzmöglichkeiten

Über die Informationen aus der Statistik hinaus wurde in der Studie versucht, durch die Befragung von Experten ein Bild von den tatsächlichen beruflichen Einsatzgebieten von Bau­technikern und Bautechnikerinnen zu gewinnen (auf der Basis dieser Informationen wurden dann einige Bereiche für Einzelfallstudien ausgewählt). Ein Schwerpunkt wurde im Baugewerbe, hauptsächlich im Bauhauptgewerbe gesehen. Es wurde vermutet, dass Bautechniker und Bautechnikerinnen in Großunternehmen eher in spezialisierten Funktionen (zum Beispiel in der Abrechnung von Bauvorhaben) tätig sind, während sie in kleineren und mittleren Unternehmen auf der gesamten Prozesskette von der Angebotsbearbeitung bis zur Erstellung von Aufmaß und Schlussrech­nung eingesetzt würden. Als weitere wahrscheinliche (oder aus Einzelfällen bekannte) Einsatzbereiche wurden Baustoffhersteller, hier in Produktion, Prüfung, Vertrieb, Architektur-, Ingenieur- und Pla­nungsbüros sowie Bauämter (Prüfung von Bauanträgen, Baustellenüberwachung, Bauabnahme) ge­nannt. Vermutet wurde weiterhin, dass eine Beschäftigung von Bautechnikern und Bautechnikerinnen auch bei Baumaschinenherstellern, Gewerbeaufsichtsämtern, der Berufsgenossenschaft, im Sachver­ständigenwesen, bei Wohnungsbaugenossenschaften, im Gebäudemanagement sowie in Ausbildungs­einrichtungen vorhanden sein müsste. Als Selbständige arbeiten diesen Informationen zufolge Bau­techniker als Leiter von Unternehmen im Baugewerbe und im Planungssektor, als Sachverständige und in der Beratung (zum Beispiel als Energieberater).

Gerhard Syben: Berufliche Tätigkeit, Kompetenzprofil und Bildungsbedarf von Bautechnikern und Bautechnikerinnen Eine explorative Untersuchung. Gefördert von der Hans-Böckler-Stiftung. Projektbericht Bremen, April 2012.

Quelle: www.baq-bremen.de/Publikationen